Der vergangene 15. Durchgang des Rerum Antiquarum Certamen war von einigen Veränderungen geprägt, die den Ablauf des Wettbewerbs nicht unwesentlich beeinflussten.

Die bedeutendste Neuerung – eigentlich eher die Wiederaufnahme einer ähnlich vor vielen Jahren schon einmal geübten Praxis – betraf die die zweite Runde des Certamen, die Hausarbeit. Da der NAV laut Hinweis des MK nicht über den Komplex der Besonderen Lernleistung zu befinden hat, wurden die Hausarbeiten erstmals wieder nach über zehn Jahren zunächst an den jeweiligen Schulen korrigiert, wobei dem NAV anschließend die Aufgabe zukam, aus den korrigierten Arbeiten zwölf Kandidatinnen bzw. Kandidaten für das Abschlusskolloquium auszuwählen. Dies geschah ebenso wie die Erarbeitung der Klausuren und die der Hausarbeitsthemen erstmals durch eine Arbeitsgruppe des NAV, die den Wettbewerb über die gesamte Laufzeit betreute. Unter der Leitung von Edgar Barwig (Gymnasium Bersenbrück) waren hier Herr Burghard Gieseler (Albertus-Magnus-Gymnasium Friesoythe), Frau Maria Schmutte (Graf-Friedrich-Schule Diepholz), Frau Gabriele Stammermann (Clemens-August-Gymnasium Cloppenburg) und zeitweise Frau Ulrike Wilken-Pott (Angelaschule Osnabrück) tätig. Zudem schied Frau Hella Kohrs-Kaumanns als Vertreterin der Studienstiftung des deutschen Volkes aus der Betreuung des Abschlusskolloquiums aus. An ihre Stelle trat Frau Dr. Andrea Harbach, vertreten durch Frau Dr. Doreen Strauhs. Auch wurde der Wettbewerb erstmals ausschließlich in den Jahrgängen 11 und 12 durchgeführt, nachdem im letzten Durchgang einmalig drei Jahrgänge beteiligt gewesen waren.

In der ersten Runde fand die Klausur landeseinheitlich am 03. November 2011 statt.
In Latein erforderte die Klausur eine Bearbeitung von Cicero, ad Atticum I,18,1, während in Griechisch Platon, Phaidon 66ff. Gegenstand der Erschließung war. An 64 niedersächsischen Schulen entstanden so 582 Klausuren, von denen 314 mit einem Ergebnis von 10 und mehr Punkten für die Teilnahme an der zweiten Runde, der Hausarbeit qualifizierten. Diese Werte belegen die hohe Akzeptanz des RAC, insbesondere wenn man die Zahlen des letzten quantitativ vergleichbaren Durchgangs 2007/08 (zwei Jahrgänge!) heranzieht. Damals waren an 56 Schulen 599 Klausuren mit 222 zweitstelligen Ergebnissen entstanden.
In der zweiten Runde wurden von 36 Schulen 65 Hausarbeiten eingereicht; 2007/08 waren es 85 Hausarbeiten von 51 Schulen, wobei aber zu berücksichtigen ist, dass im Durchgang 2011/12 unter veränderten Bedingungen lediglich Hausarbeiten mit einem Ergebnis von 10 und mehr Punkten vom NAV akzeptiert wurden. Landeseinheitlich wurde die Hausarbeit vom 02. Januar – 06. Februar 2012 erstellt. Unter folgenden Themen konnte gewählt werden:

1.) „…adsiduitate molestiarum sensum omnem humanitatis ex animis amittimus.“
Ein Verlust der humanitas durchGewöhnung an Gewalt?
Ausgangspunkt: Cicero, pro Roscio Amerino 154
2.) Das Verhältnis des Menschen zu „Mutter Natur“ bei Plinius im Vergleich zur modernen Welt
Ausgangspunkt: Plinius, naturalis historia 33,1
3.) „At quare aquis sapor varius?“
Auswirkungen der Umwelt auf Quellwasser aus antiker und moderner Sicht.
Ausgangspunkt: Seneca, Naturales quaestiones III, 20
4.) Ess- oder Fresskultur? Die Cena Trimalchionis im Spiegel der Gesellschaft vor 2000 Jahren und heute
5.) Die Germanen – ein unkultiviertes Völkchen? Eine kritische Prüfung der Germanendarstellung durch Caesar auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse
Ausgangspunkt: Caesar, De bello Gallico 6, 21-23
6.) Wo die Seele Urlaub macht! Der gestresste Mensch auf der Suche nach Entschleunigung
Ausgangspunkt: Seneca, epistulae morales 28
7.) Die Beherrschbarkeit von Technik
Ausgangspunkt: Ovid, Daedalus und Icarus; Robert Harris, Angst
8.) „Ovid was a Rolling Stone….“
Der Blick auf die herrschende Moral bei Ovid und in der populären Musik seit 1965
9.) Platons Schriftkritik und die Medien in der modernen Gesellschaft
Ausgangspunkt: Platon, Phaidros 274 c ff.
10.) Kassandra
Ausgangspunkt: Aischylos, Agamemnon 1178-1330
11.) Atlantis
Ausgangspunkt: Platon, Timaios 24 e ff.

Für die Teilnahme am Abschlusskolloquium (21. – 23. Juni 2012) wählte der NAV folgende Schülerinnen und Schüler als Landesbeste aus:

1.) Nina Alsmeier (Gymnasium Nordhorn)
2.) Martin Beichle (Liebfrauenschule Oldenburg)
3.) Katharina Dall (Herderschule Lüneburg)
4.) Mylène Egensperger (Ratsgymnaium Goslar)
5.) Miriam Grefe (Gymnasium Groß Ilsede)
6.) Annelie Hörnschemeyer (Ursulaschule Osnabrück)
7.) Nora Knackstedt (Andreanum Hildesheim)
8.) Felix Lauxtermann (Graf-Friedrich-Schule Diepholz)
9.) Charlotta Lorenz (Altes Gymnasium Oldenburg)
10.) Mariko Müller (Gymnasium Bremervörde)
11.) Jan Reitzner (Carolinum Osnabrück)
12.) Jennifer Schedding (Gymnasium Melle)

Der Verlauf des Abschlusskolloquiums zeigte wie in den Vorjahren beachtliche Leistungen in den Referaten der Schülerinnen und Schülern. Themen wie Nichts Neues in Judäa: Der Umgang mit dem Heiligen Land in Rom und Griechenland, Der Zorn des Achill oder Die Logik der Weltherrschaft belegten das hohe Niveau der Veranstaltung. Im Verlauf des festlichen Abschlusses in der Herzog August Bibliothek wurden nach dem Festvortrag von Herrn Eugen Drewermann Paulus auf dem Areopag gemäß der Entscheidung der Auswahlkommission in die Studienstiftung des deutschen Volkes aufgenommen:

1.) Charlotta Lorenz (Altes Gymnasium Oldenburg)
2.) Mariko Müller (Gymnasium Bremervörde)

Herzlichen Glückwunsch!

Der NAV dankt allen beteiligten Schülerinnen und Schülern sowie allen Lehrkräften, die im Verlauf des Certamen teilweise im Verborgenen eine beachtliche Zusatzarbeit bewältigten, für ihr Interesse und ihre Mitarbeit. Besonderer Dank gebührt zudem den Mitgliedern der Prüfungskommission, insbesondere Herrn Bernhard Breuing (Gymnasium Carolinum Osnabrück), Frau Dr. Katja Lembke (Niedersächsisches Landesmuseum Hannover), Herrn Sebastian Mußfeldt (Kaiser-Wilhelm- und Ratsgymnasium Hannover) sowie Frau Dr. Doreen Strauhs und Frau Gabriele Stammermann. Besonders erwähnt werden muss darüber hinaus Frau Hella Kohrs-Kaumanns, deren großes Engagement für das Abschlusskolloquium über Jahre hinweg zum Gelingen der Veranstaltung erheblich beitrug.


Bersenbrück, den 17.02.2013
Der Beauftragte für Wettbewerbe im Vorstand des NAV

Edgar Barwig